Schwabenspiegel

Der Titel dieses Artikels ist mehrdeutig. Unter dem Titel Der Schwabenspiegel erschien außerdem 1838 ein Werk von Heinrich Heine.
Karl der Große als Gesetzgeber des Schwabenspiegels, MS Bruxellensis 14689-91, fol. 95v

Der Schwabenspiegel ist ein um 1275 entstandenes Rechtsbuch für das außersächsische Deutschland von einem unbekannten Augsburger Franziskaner.

Er befasst sich in der mittelalterlichen Form eines Spiegels, spezifischer eines Rechtsspiegels, vornehmlich mit dem Land- und Lehnsrecht (auch Kaiserrecht). Der Schwabenspiegel geht auf Quellen aus der Bibel, römisches und Kanonisches Recht sowie auf Reichsgesetze zurück und lehnt sich an Sachsenspiegel und Deutschenspiegel an. Im Schwabenspiegel befindet sich in einem längeren Kapitel auch das für Juden geltende Sonderrecht, unter anderem der Judeneid, die Schirmherrschaft des Königs über die Juden, das Verbot der Gewaltanwendung gegen Juden und das sogenannte Hehlerprivileg. Aus dem Kanonischen Recht stammen das Verbot von Mischehen, die Begünstigung der Bekehrung und besondere Bekleidungsvorschriften.

Der Titel Schwabenspiegel für das Rechtsbuch wurde von dem Schweizer Späthumanisten Melchior Goldast erst im frühen 17. Jahrhundert geprägt.

Literatur

  • Harald Derschka: Der Schwabenspiegel übertragen in heutiges Deutsch mit Illustrationen aus alten Handschriften, C. H. Beck, München 2002, ISBN 3-406-49293-2.
  • Harald Derschka, Schwabenspiegel, publiziert am 19.03.2012; in: Historisches Lexikon Bayerns
  • Jens Peter Kutz: Das Dorf und die bäuerliche Lebenswelt im Schwabenspiegel. Ein Rechtsbuch als soziohistorische Quelle. In: Zeitschrift für die Geschichte des Oberrheins (ZGO) 156, 2008, S. 85–107.
  • Hans-Jürgen Gerhardt: Das Alsfelder Stadtrechtsbuch: Entstehung, Verfasser, Inhalt, Verhältnis zum Frankenberger Stadtrechtsbuch und zum Schwabenspiegel, [Freiburg] 1993, DNB 944368859 (Dissertation Universität Freiburg im Breisgau 1993, 241 Seiten).
  • Karl August Eckhardt: Der Deutschenspiegel, seine Entstehungsgeschichte und sein Verhältnis zum Schwabenspiegel, Böhlau, Weimar 1924, OCLC 264660519 (Habilitationsschrift Universität Göttingen 1924, 88 Seiten).
  • Christa Bertelsmeier-Kierst: Kommunikation und Herrschaft. Zum volkssprachlichen Verschriftlichungsprozeß des Rechts im 13. Jahrhundert. Stuttgart, Hirzel 2008 (Zeitschrift für deutsches Altertum und deutsche Literatur, Beiheft 9).

Weblinks

Wikisource: Schwabenspiegel – Quellen und Volltexte
Commons: Schwabenspiegel – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Handschriftenliste im Handschriftencensus
  • Harald Derschka: Schwabenspiegel. In: Historisches Lexikon Bayerns
  • Der Schwabenspiegel Cod. Bodmer 150 – Ende 13. Jh.
  • Vollständiger Text in einer Transkription nach dem Augsburger Druck von Günther Zeyner, ca. 1473
  • Veröffentlichungen zum Schwabenspiegel im Opac der Regesta Imperii
  • Der Schwabenspiegel – BSB Cgm 21 – Digitalisat der Handschrift in bavarikon
Normdaten (Werk): GND: 4180288-3 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n50054466 | VIAF: 185081867