Rudolf Siemering

Rudolf Siemering, 1897 gemalt von Joseph Scheurenberg
Beethoven-Haydn-Mozart-Denkmal, Berlin 1904
George-Washington-Monument, Philadelphia
Luther-Denkmal, Eisleben 1883

Rudolf Siemering (* 10. August 1835 in Königsberg i. Pr.; † 23. Januar 1905 in Berlin) war ein deutscher Bildhauer und Medailleur[1].

Leben

Siemering besuchte das Löbenichtsche Realgymnasium, musste es aber vorzeitig verlassen.[2] Zunächst besuchte Siemering die Kunstakademie Königsberg. Dann folgte die Ausbildung an der Kunstakademie Berlin. Dort war er ein Schüler von Gustav Blaeser. Er gehörte zur Schule von Christian Daniel Rauch in der Berliner Bildhauerschule.

1861 gründete Siemering eine eigene Werkstatt in Berlin. Er war Mitglied des Senats der Preußischen Akademie der Künste in Berlin und Ehrendoktor der Universität Leipzig. Sein Bruder war der Landschaftsmaler Julius Siemering.

Werk

  • Berlin
    • Germania-Denkmal mit Relieffries zum Einzug der aus dem Krieg 1870/71 heimkehrenden siegreichen Truppen, am Stadtschloss (temporäre Festdekoration aus Holz und Gips)[3]
    • Sitzbild König Wilhelms I. im Vestibül der Börse (am 22. März 1866 feierlich enthüllt; zerstört)
    • Ergänzung des Münzfrieses von Johann Gottfried Schadow, 1870 (gemeinsam mit Hugo Hagen)
    • Standbild Kaiser Wilhelms I. in der Ruhmeshalle (Herrscherhalle) im Zeughaus, 1891 (seit 1961 auf Burg Hohenzollern)
    • Beethoven-Haydn-Mozart-Denkmal (auch Musikerdenkmal, im Volksmund Musikerofen), in Nähe der Siegesallee im Großen Tiergarten, 1904
      Das Denkmal wurde in den 1990er Jahren wegen Baufälligkeit abgebaut und nach einer aufwändigen Restaurierung und Teilergänzung am 6. September 2007 feierlich durch die Berliner Liedertafel, die Stadtbaurätin Regula Lüscher und den Direktor der Gartendenkmalpflege des Landesdenkmalamtes Klaus von Krosigk wiedereingeweiht.
    • Standbild des Augenarztes Albrecht von Graefe, 1882 (architektonischer Teil des Denkmals von Martin Gropius und Heino Schmieden)[4]
    • Standbild von Heinrich von Treitschke für den Vorhof der Humboldt-Universität (1951 wegen der antisemitischen Einstellung Treitschkes entfernt und eingeschmolzen)
    • Denkmalgruppe 27 der Siegesallee im Großen Tiergarten
      zentrales Standbild des Soldatenkönigs Friedrich Wilhelm I., Nebenbüsten des Ministers Heinrich Rüdiger von Ilgen und des Alten Dessauers Leopold I. von Anhalt-Dessau; enthüllt am 22. Dezember 1900 (ausführlich zur Gestaltung der Hauptfigur: Abschnitt Denkmal im Artikel Friedrich Wilhelm I.)
    • Standbild der Heiligen Gertrud auf der Gertraudenbrücke in Berlin-Mitte, 1896 (nach zeitweiliger Sicherung im Märkischen Museum wieder auf der Brücke aufgestellt)[5]
      Eine eigenhändige Reduktion der Heiligenfigur befand sich bis etwa 1934 im Schloss Meseberg bei Gransee im Eigentum der Familie Lessing.
    • Stele mit Büste von August Wilhelm Eichler (aus Carrara-Marmor; Stele im Zweiten Weltkrieg zerstört, Büste 2007 im Botanischen Museum Berlin wieder aufgestellt)
    • Sandsteinrelief am Grabmal des Architekten Martin Gropius auf dem Dreifaltigkeitskirchhof II in Berlin-Kreuzberg, ca. 1880
    • Marmorbüste des Chirurgen Bernhard von Langenbeck, 1882
    • Concurrenz-Entwurf für das Schiller-Denkmal auf dem Gendarmenmarkt, 1860[6]
  • Bielefeld: Bismarck-Standbild (am 1. April 1903 enthüllt; heutiger Standort am Oberntorwall)
  • Eisleben: Bronze-Standbild Martin Luthers als Reformator auf dem Marktplatz (1883 zum 400. Geburtstag Luthers enthüllt)[7]
  • Frankfurt am Main: Bismarck-Denkmal mit kolossalem Standbild, hinter dem eine Germania-Figur zu Pferde eine Fahne trägt, vor dem Schauspielhaus
    Die Inschrift am Sockel gibt ein bekanntes Bismarck-Zitat wieder: „Setzen wir Deutschland in den Sattel, reiten wird es schon können.“ Das Denkmal wurde am 11. Mai 1908 aufgestellt und 1940 eingeschmolzen.
  • Görlitz: Kriegerdenkmal 1870/71 („Kanonendenkmal“) auf dem Demianiplatz (mit Wiederholung des Relieffrieses aus Berlin, s. o.)
    Der Relieffries wurde 1873 zunächst in Terrakotta ausgeführt und erst 1898 durch einen Bronzeguss von den Lauchhammerwerken ersetzt. Das Denkmal wurde vermutlich um 1950 abgebaut und eingeschmolzen.
  • Kiel: Landes-Kriegerdenkmal 1870/71 im Schlossgarten, eingeweiht 1879 (architektonischer Teil von Heinrich Moldenschardt)
    Für dieses Denkmal wurde der oben genannte Relieffries ein drittes Mal ausgeführt.
Friedrich Wilhelm Bessel, Relief an der Albertus-Universität im preußischen Königsberg
  • Königsberg: Porträt von Friedrich Wilhelm Bessel 1862 in einem Relief an der Fassade der Albertus-Universität.
  • Leipzig: Siegesdenkmal 1871 auf dem Neumarkt vor dem Alten Rathaus, enthüllt am 18. August 1888
    Das Denkmal wurde 1946 auf Betreiben von Stadtbaurat Walter Meyer und ohne Genehmigung der sowjetischen Besatzungsbehörden abgerissen, schließlich eingeschmolzen und „neuen Zwecken zugeführt“.[8]
  • Magdeburg: Reiterstandbild Kaiser Wilhelms I.
  • Marienburg (Westpreußen): Standbild König Friedrichs des Großen im Vorburggelände der Marienburg
    Das Standbild wurde nach 1945 durch die polnischen Machthaber beseitigt. Erhalten haben sich jedoch die dazugehörigen, von Rudolf Siemering geschaffenen Standbilder von vier Hochmeistern.
  • Philadelphia: Entwurf für das Washington-Denkmal, 1882[9]
    Nachgüsse einiger Tierfiguren vom Washington-Denkmal befinden sich im Berliner Tiergarten (zwei Elche und zwei Bisons sowie ein Bär und ein Hirsch).

Literatur

Weblinks

Commons: Rudolf Siemering – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
  • Fotos von Werken Rudolf Siemerings in der Kulturdatenbank kudaba von Andres Imhof, abgerufen am 18. August 2013

Einzelnachweise

  1. Rudolf (Leopold R.) Siemering. 10.08.1835 Königsberg - 23.01.1905 Berlin. Deutsche Gesellschaft für Medaillenkunst e.V., abgerufen am 7. März 2021. 
  2. Vor 95 Jahren starb der Königsberger Bildhauer Rudolf Siemering (Ostpreußenblatt 2000) (Memento vom 31. Oktober 2004 im Internet Archive)
  3. Die Kranz-Reliefs am Sockel der Germania in Berlin. In: Die Gartenlaube. Heft 46, 1871, S. 772–774 (Volltext [Wikisource]). 
  4. Manuela Lintl: Das Denkmal für den Augenarzt Albrecht von Graefe an der Luisenstaße. Artikel in der Tageszeitung Neues Deutschland, 25. August 1998.
  5. Bn.: Die heilige Gertrud auf der Gertaudtenbrücke zu Berlin. In: Die Gartenlaube. Heft 52, 1896, S. 892 (Volltext [Wikisource]). 
  6. Max Ring: Die beiden Concurrenz-Entwürfe zu einem Standbilde Schiller’s für Berlin. In: Die Gartenlaube. Heft 50, 1863, S. 795–797 (Volltext [Wikisource]). 
  7. Siemering’s Luther-Denkmal zu Eisleben. In: Die Gartenlaube. Heft 44, 1883, S. 713, 724 (Volltext [Wikisource]). 
  8. Das Siegesdenkmal auf dem Marktplatze in Leipzig. In: Die Gartenlaube. Heft 33, 1888, S. 560–562 (Volltext [Wikisource]). 
  9. Das Washington-Denkmal in Philadelphia. In: Die Gartenlaube. Heft 43, 1897, S. 724 (Volltext [Wikisource]). 
Normdaten (Person): GND: 117366323 (lobid, OGND, AKS) | VIAF: 47538114 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Siemering, Rudolf
KURZBESCHREIBUNG deutscher Bildhauer
GEBURTSDATUM 10. August 1835
GEBURTSORT Königsberg i. Pr.
STERBEDATUM 23. Januar 1905
STERBEORT Berlin