Paul-Heinz Dittrich

Paul-Heinz Dittrich (* 4. Dezember 1930 in Gornsdorf; † 28. Dezember 2020 in Zeuthen bei Berlin[1]) war ein deutscher Komponist.

Leben und Werk

Dittrich studierte von 1951 bis 1956 Komposition bei Fidelio F. Finke und Dirigieren bei Günther Ramin an der Hochschule für Musik Leipzig und war bis 1958 Chordirigent beim FDGB-Ensemble in Weimar. Von 1958 bis 1960 studierte er als Meisterschüler bei Rudolf Wagner-Régeny und war bis 1963 Leiter des Ernst-Moritz-Arndt-Ensembles in Berlin. Von 1960 bis 1976 war er Assistent an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“; danach arbeitete er freischaffend.

1979 wurde er Professor für Komposition in Berlin. 1981 war er Scholar-in-Residence am Bellagio Center in Italien. 1984 hielt er sich am IRCAM und der Sorbonne in Paris auf. Von 1983 bis 1991 bildete er an der Akademie der Künste der DDR Meisterschüler aus, darunter Klaus Martin Kopitz (1985–1987), Hannes Zerbe (1985–1987), Annette Schlünz (1988–1991) und Péter Kőszeghy (1993–1999).

1990 wurde Dittrich Professor an der Hochschule für Musik „Hanns Eisler“ Berlin und unterrichtete dort Sebastian Stier (1991–1997). 1991 gründete er das Brandenburgische Colloquium Neue Musik an der Musikakademie Rheinsberg, dessen künstlerischer Leiter er war.

Dittrich komponierte Werke der Orchester- und Kammermusik, Kantaten und Lieder. Die Kammermusiken I (mit Tonband), III (mit Gesang), V (mit Live-Elektronik), VII „Die Blinden“ (mit 5 Sprechern) und XI „Journal de poèmes“ entstanden als Auftragswerke für die Bläservereinigung Berlin.

Dittrich war Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und der Sächsischen Akademie der Künste in Dresden. Er galt als einer der prägenden und bekanntesten Komponisten für ernste zeitgenössische Musik in Deutschland und stand in Kontakt mit Persönlichkeiten wie Carlfriedrich Claus, Burkhard Glaetzner, Vinko Globokar, Sofia Gubaidulina, Hans Peter Haller, Hans Werner Henze, Heinz Holliger, Herbert Kegel, Marek Kopelent, Aurèle Nicolet, Luigi Nono, Heinrich Schiff und Karlheinz Stockhausen. Ein umfassendes Archiv befindet sich an der Akademie der Künste in Berlin.

Dittrich lebte in Zeuthen.[2] Er starb wenige Wochen nach seinem 90. Geburtstag in Berlin.

Werke

2014 wurden in der Staatsoper Unter den Linden in Berlin Dittrichs Kompositionen Kammermusik VII zum Thema Die Blinden von Maurice Maeterlinck aus dem Jahre 1984 und Käfig-Musik aus dem Jahre 1986 auf der Grundlage der Erzählung Die Verwandlung von Franz Kafka aufgeführt.[3]

Daneben vertonte Dittrich unter anderem auch Werke von Samuel Beckett, James Joyce, Heiner Müller und insbesondere von Paul Celan.

Gastprofessuren

Auszeichnungen

Literatur

  • Bernd-Rainer Barth, Helmut Müller-EnbergsDittrich, Paul-Heinz. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Band 1. Ch. Links, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4.
  • Bettina Brand: Paul-Heinz Dittrich. In: Komponisten der Gegenwart (KDG). Edition Text & Kritik, München 1996, Loseblattsammlung.
  • Dittrich, Prof. Paul-Heinz. In: Wilfried W. Bruchhäuser: Komponisten der Gegenwart im Deutschen Komponisten-Interessenverband. Ein Handbuch. 4. Auflage, Deutscher Komponisten-Interessenverband, Berlin 1995, ISBN 3-555-61410-X, S. 223.
  • Ditrich, Paul-Heinz. In: Brockhaus-Riemann Musiklexikon. CD-Rom, Directmedia Publishing, Berlin 2004, ISBN 3-89853-438-3, S. 12208 ff.
  • Paul-Heinz Dittrich. In: Peter Hollfelder: Geschichte der Klaviermusik. Band 1, Noetzel, Wilhelmshaven 1989, ISBN 3-7959-0436-6, S. 323.
  • Dittrich, Paul-Heinz. In: Axel Schniederjürgen (Hrsg.): Kürschners Musiker-Handbuch. 5. Auflage. Saur Verlag, München 2006, ISBN 3-598-24212-3, S. 87.
  • Stefan Beyer: Der Komponist Paul-Heinz Dittrich. Studien zu „Areae sonantes“ (1973) für Orchester. Staatsexamensarbeit, Leipzig, 2008. Unveröffentlicht(Manuskript, 120 Seiten).
  • Hermann Neef: Der Beitrag der Komponisten Friedrich Goldmann, Friedrich Schenker, Paul-Heinz Dittrich und Thomas Heyn zur ästhetischen Diskussion der Gattung Oper in der DDR seit 1977, Dissertation, Halle 1989
  • Sebastian Stier: Intensive Innerlichkeit. Zum Tod von Paul-Heinz Dittrich. In: Die Tonkunst, Jg. 15, Nr. 3 vom Juli 2021, S. 349–351

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Originals vom 18. April 2021 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.deutschlandfunkkultur.de deutschlandfunkkultur.de, erschienen und abgerufen am 31. Dezember 2020.
  2. Paul-Heinz Dittrich. adk.de
  3. Der Weg des Käfers in den Käfig. In: FAZ, 2. April 2014, S. 12.
Meisterschulen für Komposition an der Deutschen Akademie der Künste

Peter Dorn, Gerhard Rosenfeld, Ruth Zechlin (1968) | Siegfried Matthus, Wolfgang Strauß (1969) | Gerhard Rosenfeld (1970) | Jürgen Elsner, Inge Lammel (1971) | Gerhard Tittel, Peter Wicke, Udo Zimmermann (1972) | Friedrich Goldmann, Rainer Kunad, Hans-Joachim Schulze, Udo Zimmermann (1973) | keine Verleihung (1974) | Frank-Volker Eichhorn, Winfried Höntsch, Friedrich Schenker (1975) | Willy Focke (1976) | Manfred Schubert, Manfred Weiss (1977) | Paul-Heinz Dittrich, Thomas Böttger (1978) | Manfred Grabs, Peter Herrmann, Bert Poulheim (1979) | Wilfried Krätzschmar, Günter Neubert, H. Johannes Wallmann (1980) | Thomas Ehricht, Bernd Franke, Heinz Weitzendorf (1981) | Gerd Domhardt, Thomas Hertel (1982) | Rainer Böhm, Reiner Dennewitz, Hans-Peter Jannoch (1983) | Ralf Hoyer, Burkhard Meier, Reinhard Pfundt, Kurt Dietmar Richter (1984) | Günter Mayer (1985) | Gottfried Glöckner, Fritz Hennenberg, Reinhard Pfundt (1986) | Walter Thomas Heyn, Helmut Zapf (1987) | Reinhard Wolschina, Olav Kröger (1988) | Johannes Schlecht, Steffen Schleiermacher, Frank Schneider (1989) | Christian Münch, Helmut Oehring, Annette Schlünz (1990) | Klaus Martin Kopitz, David Citron, Hans Tutschku (1991)

Normdaten (Person): GND: 122971620 (lobid, OGND, AKS) | LCCN: n82132817 | VIAF: 204235 | Wikipedia-Personensuche
Personendaten
NAME Dittrich, Paul-Heinz
KURZBESCHREIBUNG deutscher Komponist
GEBURTSDATUM 4. Dezember 1930
GEBURTSORT Gornsdorf
STERBEDATUM 28. Dezember 2020
STERBEORT Zeuthen