Lucas van Leyden

Selbstbildnis, Herzog Anton Ulrich-Museum in Braunschweig

Lucas Hugensz van Leyden, genannt auch Lucas von Leyden (* Ende Mai/Anfang Juni 1494 in Leiden; † Ende Mai/Anfang August 1533) war ein niederländischer Maler und Kupferstecher der Renaissance.

Leben

Anfangs hatte er seinen Vater Hughe Jacobsz zum Lehrer und erregte schon mit zwölf Jahren durch eine Darstellung der Legende vom heiligen Hubertus mit Wasserfarben auf Leinwand Aufsehen. Ein Blatt, den Mönch Sergius darstellend, welchen Mohammed in seiner Trunkenheit ermordete, das Lucas in seinem 14. Lebensjahr stach, ist mit vieler Gewandtheit des Stichels ausgeführt. 1509 erschienen von ihm neun Stiche in Form runder Medaillons mit Szenen aus der Lebensgeschichte Christi und 1510 ein Stich, der zu seinen seltensten Blättern gehört, auf welchem eine nackte Frau einen Hund von Insekten befreit. Nach dem Tod seines Vaters genoss Lucas noch den Unterricht des Malers Cornelis Engelbrechtsen. 1510 erschien sein Ecce homo und schnell folgte jetzt ein Kunstwerk dem anderen. Seine größte Komposition ist der Kalvarienberg (1517), welcher wegen des Reichtums an Figuren (80) für sein Meisterstück gehalten wird. Lucas van Leyden arbeitete mit einer leidenschaftlichen Emsigkeit, doch trübte ein Hang zur Schwermut sein Leben. 1521 traf Albrecht Dürer mit ihm in Antwerpen zusammen, in dessen Malergilde Lucas 1522 eingeschrieben wurde. 1527 bereiste er Belgien in Gemeinschaft mit Jan Mabuse und trat mit großem Luxus auf.

Auf jener Reise jedoch zog er sich eine Krankheit zu, die ihn zeitlebens nicht mehr verließ. Seine letzten sechs Lebensjahre verbrachte er auf dem Krankenbett, vermochte jedoch auch in liegender Stellung zu zeichnen oder in Kupfer zu stechen. Auch malte er in dieser Zeit (1531) noch sein letztes Ölgemälde mit der Darstellung der Blindenheilung durch Christus (Eremitage zu Petersburg).

Werk

Aristoteles und Phyllis („Der unterjochte Ehemann“), 16. Jahrhundert
Die Wahrsagerin, ca. 1508, Louvre in Paris
Triptychon im Saardom

Unter den Schöpfungen des Malers behauptet das Genrebild, das er zuerst mit Bewusstsein behandelte, eine hervorragende Stelle. Auch seine religiösen Bilder sind durchaus von einem genreartigen Wesen durchdrungen. Die Richtungen des damaligen Lebens, besonders des niederländischen Volkslebens, das scharf Verständige und das Phantastische sind in Lucas' Werken zu einem Ganzen verschmolzen. Die Technik in seinen Gemälden ist fein und sorgfältig. In seinen letzten Bildern, z. B. dem Triptychon mit dem Jüngsten Gericht in der Mitte und Hölle und Fegefeuer auf den Flügeln, im Stadthaus zu Leiden, erkennt man ein Bestreben, sich den Italienern zu nähern.

Seine Kupferstiche und Holzschnitte (über 200) zeugen von außerordentlicher Leichtigkeit und doch großer Sorgfalt in Handhabung des Grabstichels; er stand darin unter dem Einfluss Dürers. An feinerem Gefühl und Mannigfaltigkeit der Erfindung steht er hinter diesem zurück, übertrifft ihn aber in malerischer Behandlung und Reichtum der Komposition. Hauptblätter sind außer den genannten:

  • Die Auferweckung des Lazarus (1508)
  • Die Versuchung des heiligen Antonius (1509)
  • Die Anbetung der Könige (1513)
  • Esther vor Ahasver (1518)
  • Maria Magdalena (1519)
  • Kaiser Maximilian (1520)
  • die Genrebilder: Der Zahnarzt, Der Chirurg sowie Der Eulenspiegel.

Von Gemälden sind ihm außer den genannten mit einiger Sicherheit folgende zuzuschreiben:

  • Die Schachpartie (in Berlin)
  • eine ähnliche Darstellung und der heiligen Hieronymus in Bußübung (im Museum zu Berlin)
  • Moses, das Wasser aus dem Felsen schlagend (1527, in der Villa Borghese bei Rom)
  • Anbetung der Könige (in Buckingham Palace zu London).

Literatur

  • Adolf Rosenberg: Lucas von Leyden. In: Robert Dohme (Hrsg.): Kunst und Künstler des Mittelalters und der Neuzeit. Band 1. Evrard, L. de Leyde et Alb. Durer. Brüssel 1883, doi:10.11588/diglit.33504.15 Kap. 15, S. 3–22.
  • The New Hollstein Dutch & Flemish Etchings, Engravings and Woodcuts 1450–1700, Lucas van Leyden. Zusammengestellt von Jan Piet Filedt Kok. Rotterdam 1996.
  • Ellen Jacobowitz, Stephanie Loeb Stepanek (Hrsg.): The Prints of Lucas van Leyden & His Contemporaries. Ausstell.-Kat. Washington D.C. 1983.
  • Yvonne Bleyerveld, Hoe bedriechlijk dat die vrouwen zijn. Vrouwenlisten in de beeldende kunst in Nederlanden, circa 1350–1650. Leiden 2000, hier S. 95–115.
  • Joseph Eduard WesselyLucas von Leyden. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 19, Duncker & Humblot, Leipzig 1884, S. 338–342.
  • Susanne Wagini: Lucas van Leyden (1489/1494-1533): Meister der Druckgraphik. Deutscher Kunstverlag, 2017, ISBN 978-3-422-07407-1.

Weblinks

Commons: Lucas van Leyden – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
  • Werke von Lucas van Leyden bei Zeno.org
  • Werkauswahl bei Rijksmuseum Amsterdam (niederländ., englisch)

Dieser Artikel basiert auf einem gemeinfreien Text aus Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage von 1888 bis 1890.

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Personendaten
NAME Leyden, Lucas van
ALTERNATIVNAMEN Leyden, Lucas Hugensz. van; Lucas de Holandere; Lucas Jacobsz; Lucas van Leiden; Lucas von Leiden; Luca d'Olanda
KURZBESCHREIBUNG holländischer Maler und Kupferstecher der Renaissance
GEBURTSDATUM Mai 1494 oder Juni 1494
GEBURTSORT Leiden
STERBEDATUM Mai 1533 oder August 1533
STERBEORT Leiden